Aachen: Briten siegen im Nationenpreis der Vielseitigkeitsreiter

Eine bessere Chance, junge oder noch unerfahrene zwei- wie vierbeinige Vielseitigkeitssportler beim CHIO Aachener starten zu lassen, bot sich wohl noch nie. Zwischen den Olympischen Spielen in Tokio und der in der kommenden Woche beginnenden Europameisterschaft in Avenches/Schweiz fällt es fast allen Nationen schwer, zusätzlich noch für den Nationenpreis in Aachen Top-Paare aufzustellen. Auch Deutschland war mit etlichen CHIO-Debütanten am Start. Eine von ihnen gehörte sogar zur Mannschaft: Josephine Schnaufer-Völkel aus Neitersen (Rheinland-Pfalz). Die 25-Jährige und ihre westfälische Stute Pasadena hatten sich im Juli und August mit guten Ergebnissen bei zwei CCI3/4* in Frankreich ins Gespräch für Aachen gebracht. Gemeinsam mit Andreas Ostholt/Corvette, Sandra Auffarth/Rosveel und Ingrid Klimke/Siena Just do it bildete sie das deutsche Team. Um es vorweg zu sagen: Die in Aachen so oft erfolgsverwöhnte Mannschaft gehörte diesmal zu den Verlierern: Bei sechs Mannschaften sprang nicht mehr als Platz fünf heraus.

Schon in der Dressur lief es nicht rund. Diesmal wurde sie auf dem Grasboden des Fahrstadions (statt auf Sand) ausgetragen, was nicht allen Pferden behagte. Ingrid Klimkes achtjähriges westfälisches Nachwuchspferd Siena just do it ließ sich von der Atmosphäre arg ablenken und wurde immer kerniger. Das Ergebnis mit 34,7 Minusunkten ließ entsprechend zu wünschen übrig. Auch Sandra Auffarth setzte ein Nachwuchspferd ein. Der acht Jahre alte Wallach Rosveel aus der polnischen Zucht beendete die Dressur mit 31,7 Minuspunkten, knapp vor ihr Josephine Schnaufer-Völkel mit 31,2. Bestes Teammitglied war Sportsoldat Andreas Ostholt aus Warendorf. Mit der westfälischen Chacco-Blue-Tochter Corvette beendete er die Dressur mit 30,4 Minuspunkten.

Die Hoffnung des deutschen Teams auf Top-Leistungen im Parcours erfüllten sich nicht, im Gegenteil, von Platz vier rutschte es noch einen Rang nach unten. Auch im Endergebnis blieb es bei Platz fünf. Auf der Aachener Geländestrecke mit knapp 30 Hindernissen, für die wieder Rüdiger Schwarz verantwortlich zeichnete, erzielte Frank Ostholt mit nur 5,5 Zeitfehlern erneut das beste Ergebnis. Aachen-Neuling Josephine Schnaufer-Völkel ließ es ruhig angehen – Hauptsache sicher ins Ziel. Dies gelang, über ihre 14 Zeitfehler konnte sie sich nicht ärgern. Sandra Auffahrts Wallach verlor zwei Eisen, woraufhin die Weltmeisterin das Tempo aus dem Ritt nahm und Rosveel vorsichtig ins Ziel steuerte. Ingrid Klimke und Siena Just do it hatten Probleme im Rolex-Wasser. Die Stute ließ sich ablenken von den vielen Hindernisteilen, die zum Teil zu den Vierspännerkomplexen gehörten. In der Summe schloss die deutsche Mannschaft mit 171,3 Minuspunkten ab. Zum Vergleich: Die siegreichen Briten brachten es auf lediglich 116,2.

Als beste Einzelreiterin behauptete sich Sophie Leube aus Hamm mit der bayerischen Stute Jadore Moi auf Rang acht. Die beiden hatten im Juni die Deutsch Meisterschaft mit dem sechsten Platz beendet.

Zum ersten Mal gab es einen US-amerikanischen Einzel-Sieg in der Aachener Vielseitigkeit: William Coleman und sein irischer Wallach Off The Record waren mit zwei Sekunden über der erlaubten Zeit die Schnellsten auf der Geländestrecke und schoben sich von Rang drei nach Dressur und Springen an den beiden bis dahin führenden Britinnen vorbei an die Spitze des Feldes. Mit seiner US-Equipe belegte er Platz zwei, nur einen Hauch von 0,3 Minuspunkten hinter den Briten.

Im britischen Team ritten zwei Aachen-Newcomer: Emilie Chandler mit Gortfadda Diamond und Kirsty Chabert auf Classic VI. Begleitet wurden sie von zwei sehr routinierten Amazonen: Laura Collett, aktuelle Nummer zehn der Weltrangliste, setzte mit dem Diarado-Sohn Dacapo und Mr. Brass (v. Carrico) zwei Holsteiner ein (Platz zwei und vier). Ex-Weltmeisterin Zara Tindall, die Enkelin der britischen Königin Elizabeth, ist in Aachen wohlbekannt, denn in der Soers erlebte sie 2006 bei den Weltreiterspielen ihren größten Triumph: Weltmeisterin in der Vielseitigkeit. Diesmal wurde es mit dem Iren Class Affair Platz 18. Den dritten Rang im Nationenpreis sicherten sich die Iren, deren bestes Teammitglied Elizabeth Power mit der Stute Azur Platz neun belegte.

 

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