Leckerligabe, Fellkraulen, Stimmlob - beim Reiten und vor allem bei der Hilfengebung geht das natürlich nicht so ohne Weiteres. Warum? Weil ein richtiges und passendes Timing einfach unmöglich ist. Reagiert das Pferd zum Beispiel auf den seitwärtstreibenden Schenkel wie gewünscht, kann man sich ja nicht bei jedem Schritt in die richtige Richtung vorbeugen und dem Pferd ein Leckerli geben. Und man kann auch nicht jeden einfachen oder fliegenden Wechsel mit Futter oder Fellkraulen belohnen. Und am Ende der Lektion? Anhalten, Leckerli hervorkramen, vorbeugen und Futterbelohnung geben? Oder an Hals und Kruppe kratzen? Auch das würde ein vernünftiges und zielgerichtetes Training verhindern. Hinzu kommt, dass es unmöglich ist, die Belohnung im richtigen Moment zu geben. Statt eine Seitwärtsbewegung, einen Seitengang oder einen Galoppwechsel würde der Reiter eher das Anhalten des Pferdes und dessen Kopfwenden belohnen und verstärken, nicht die Lektion und die Umsetzung der dabei eingesetzten Hilfen. Und jedes korrekte Reagieren auf eine Zügel- oder Schenkelhilfe mit einem Stimmlob begleiten? Das würde vermutlich auch im Dauergeplapper des Reiters und in einer Stimm-Desensibilisierung des Pferdes enden.
Hier greift stattdessen nun etwas, das sich 'negative Verstärkung' nennt. Negativ, wir erinnern uns, heißt in diesem Zusammenhang nicht, dass es schlecht ist, sondern dass etwas weggenommen wird. Weggenommen beziehungsweises kurz ausgesetzt wird der Druck, den der Reiter über seine Hilfen auf das Pferd ausübt und zwar genau in dem Moment, in dem das Pferd wie gewünscht auf diesen Druck reagiert.