Dieses Wochenende entschädigte die deutschen Springreiterinnen und -reiter für so manche Enttäuschung der jüngeren Vergangenheit. Beim Nationenpreis-Finale des Weltreiterverbandes FEI in Barcelona klappte nämlich alles. Ohne Strafpunkte, mit drei Null-Fehler-Runden, ritt das Team von Otto Becker nach 2016 zum zweiten Mal zum Sieg in der mit 1,25 Millionen Euro dotierten Prüfung. Der Bundestrainer hatte dasselbe Quartett aufgestellt, das drei Tage zuvor den ersten Umlauf bestritten und sich damit fürs große Finale qualifiziert hatte: Jana Wargers mit Dorette, Christian Kukuk mit Checker, Hans-Dieter Dreher mit Elysium und Richard Vogel mit United Touch.
2013 wurde das Nationenpreis-Finale eingeführt, um zum Saisonende noch einmal die besten Teams gegen einander antreten zu lassen. Und seitdem ist der Polo Club von Barcelona, auf dessen Gelände 1992 die Reiterwettkämpfe bei den Olympischen Spielen stattfanden, Gastgeber. Der spanische Parcourschef hatte die acht Teams mit einem extrem anspruchsvollen Kurs konfrontiert. Als fehlerträchtigste Klippe erwies sich die dreifache Kombination, die man in der Form so gut wie nie sieht: eine mächtige hohe und tiefe Triplebare als Einsprung, ein Galoppsprung, dann ein Oxer, ein Galoppsprung, zum Schluss ein Steilsprung. Immerhin: Neun Paare bewältigten die Aufgabe ohne Strafpunkte. Fürs deutsche Team hatte es zunächst gar nicht so gut ausgesehen, denn Jana Wargers und die Oldenburger Stute Dorette belasteten mit zwei Abwürfen als erstes Paar das Konto. Die 31-Jährige sagte nach der Prüfung: „Natürlich war ich damit nicht zufrieden, aber ich weiß ja, dass Christian mit Druck gut umgehen kann.“ Recht hatte sie, denn Christian Kukuk und der westfälische Schimmel Checker kamen mit „weißer Weste“ ins Ziel. Bei Hans-Dieter Drehers Ritt mit dem Holsteiner Wallach Elysium musste man etwas die Luft anhalten, die beiden klapperten sich durch den Parcours, aber alle Stangen blieben liegen, Glück gehört eben auch dazu. Nun hatte es Richard Vogel in der Hand, den deutsche Triumph perfekt zu machen. Sein westfälischer Hengst United Touch tat sich zwar mit seiner riesigen Galoppade in den schwierigen Distanzen etwas schwer, aber auch dieses Paar kam ohne Hindernis- oder Zeitfehler ins Ziel. Null Fehler – ein wahrlich souveräner Sieg, über den sich der Bundestrainer riesig freute: „Ich bin unglaublich happy. Ich hatte in dieser Woche von Anfang an ein gutes Gefühl. Wir sind ein tolles Team, alle haben einen super Job gemacht. Hier zu gewinnen, das ist etwas ganz Besonderes.“ Der deutsche Sieg wurde mit 417.000 Euro Preisgeld versüßt.
Gleich drei Mannschaften rangierten mit jeweils acht Fehlerpunkten auf den nachfolgenden Plätzen. Hier entschieden die besseren Zeiten. Am schnellsten waren die Franzosen vor den Belgiern und Brasilianern, die sich in Barcelona ihre Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 in Paris sicherten, unterwegs. Einen Fehlerpunkt schlechter reihten sich die US-Amerikaner auf dem fünften Platz ein. Auf den Plätzen sechs bis acht behaupteten sich die Schweiz und Großbritannien (beide 12) sowie Irland 13.
Das Foto zeigt das deutsche Team mit (v.l.) Richard Vogel, Hans-Dieter Dreher, Jörne Sprehe (kam im Nationenpreis nicht zum Einsatz), Bundestrainer und Equipechef Otto Becker, Jana Wargers und Christian Kukuk. Foto: Dirk Caremans