Wie gewonnen, so zerronnen – mit dem altbekannten Sprichwort könnte man die Situation des deutschen Springreiterteams beim Nationenpreis-Finale in Barcelona beschreiben. Am Freitag war das Quartett mit Daniel Deußer, André Thieme, Christian Ahlmann und David Will souverän zum Sieg in der Qualifikationsprüfung für das große Finale am Sonntag gesprungen. Und dann kam am Ende nicht mehr raus als Platz sechs (von acht Mannschaften).
Parcourschef Santiago Varela hatte die Paare in dem mit 1,25 Millionen Euro dotierten finalen Springen vor gewaltige Aufgaben gestellt. Die Dreifache Kombination als vorletztes Hindernis kostete die Pferde viel Kraft. Auch der Wassergraben, vor dem viel Tempo gefragt war und danach sehr gebremstes und kontrolliertes Reiten erforderte, war für einige Paare zu schwierig. Die technisch „trickigen“ Linien waren ohnehin nicht zu unterschätzen. Aber manche Reiter und Pferde kamen mit den Anforderungen gut zurecht, es gab sogar elf Nullfehlerritte. Einer gelang Europameister André Thieme mit seiner Brandenburger Stute Chakaria. Aber das war der einzige Glanzpunkt im deutschen Team. Daniel Deußer und die belgische Stute Killer Queen kassierten am ersten Sprung einen Abwurf. Am vierten Hindernis, eine Zweifache Kombination mit Triplebarre und anschließendem Steilsprung, verweigerte die Stute: elf Fehlerpunkte. Man erinnerte sich an die Olympischen Spiele in Tokio, wo Killer Queen vor der Dreifachen die Bremse angezogen hatte. David Will und der Holsteiner Wallach C-Vier patzten am Wasser und am letzten Hindernis. Christian Ahlmann und der belgische Schimmelhengst Clintrexo Z steuerten noch mal fünf Fehlerpunkte bei, so dass die Mannschaft schlussendlich mit 13 Fehlerpunkten auf dem sechsten Platz lag.
Bundestrainer Otto Becker machte keinen Hehl aus seiner Enttäuschung: „Natürlich ist das ein bitteres Ergebnis. Es fing schon sehr unglücklich mit Daniels Fehlern an. André war zwar null, aber danach lief nichts mehr. Wir haken das jetzt ab und blicken nach vorne.“
Für die Niederländer hätte das Nationenpreis-Finale nicht besser enden können. Null Fehler – Maikel van der Vleuten und Beauville Z, Willem Grewe und Carambole sowie Harrie Smolders und Monaco wuchsen über sich hinaus, die junge Sanne Thijssen und Con Quidam wurden mit vier Fehlerpunkten das Streichergebnis. Finanziell hat sich die Topleistung richtig gelohnt, denn das Oranje-Team erhielt ein Preisgeld von 417.000 Euro. Auf dem zweiten Platz behauptete sich Irland (ein Fehlerpunkt), gefolgt von Belgien (4), Schweden (ebenso 4, aber schlechtere Zeiten), USA (12), Deutschland (13), Brasilien (14) und Spanien (26).