Mit einem Vorsprung von über sechs Prozent gewann das deutsche Team bei der Europameisterschaft auf dem Hof Kasselmann in Hagen a.T.W. die Goldmedaille – inzwischen zum 25. Mal in der Geschichte des Dressurchampionats. Wenngleich die deutschen Olympiasieger von Tokio als Favoriten ins Rennen um die Medaillen gegangen waren, wurde es doch spannend. Mit kleinen Macken hatten sowohl Helen Langehanenberg und die Hosteiner Stute Annabelle als auch Dorothee Schneider und der Hannoveraner Faustus den Grand Prix beendet. Langehanenberg sagte: „Ich bin nicht unzufrieden, aber auch nicht zufrieden, es ist in jedem Fall noch Luft nach oben.“ Teure Fehler führten zu 73,96 Prozent, wobei sich die siebenköpfige Richtergruppe nicht so recht entscheiden konnte. Langehanenberg und Annabelle schwankten zwischen Platz 10 und Platz 23.
Mit der Richtergruppe haderte auch Isabell Werth. Sie nimmt nicht mit ihrer Tokio-Partnerin Bella Rose teil (die Stute wird kommende Woche beim CHIO aus dem Sport verabschiedet), sondern mit der dreifachen Weltcup-Final-Gewinnerin Weihegold OLD. 79,860 Prozent hatte sie erhalten, zu wenig, wie sie meinte. „Das waren heute keine überschäumenden Punkte.“ Die Prüfung sei keine 83 oder 85 wert gewesen, aber 80 bis 81 Prozent.“ Und sie fügte hinzu, dass sie lange genug dabei sei, und ihre Meinung sagen zu dürfen, ohne gleich als unsportlich dazustehen. Nach Werths Ritt war allerdings schon so gut wie sicher, dass niemand mehr der deutschen Mannschaft die Goldmedaille wegnehmen könnte. Dorothee Schneider hatte zwar eine ordentliche, wenngleich nicht fehlerfreie Prüfung mit dem noch recht unerfahrenen Hannoveraner Faustus gezeigt (74,985), aber dann griff Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl als letzte Mannschaftsreiterin ins Geschehen ein. Mit ihrer wunderbaren Trakehner Stute Dalera BB zeigte sie eine rundum schöne, fehlerfreie und harmonische Prüfung, die die Jury mit 84,099 Prozent honorierte: klarer Sieg. „Ich werde immer gefragt, ob ich nach den Olympischen Spielen noch mehr Druck habe. Wieso denn? Das Krasseste habe ich schon geschafft, ich habe alles erreicht.“
Das deutsche Team schloss mit insgesamt 238,944 Prozent ab, die zweitplatzierten Briten brachten es auf 232,345 Prozent, der Abstand war am Ende doch größer als erwartet. Als bestes britisches Paar erwies sich erneut Charlotte Dujardin mit ihrem Olympiapartner Gio. Der KWPN-Wallach erreichte 79,829 Prozent.
Bei den Olympischen Spielen auf dem vierten Platz, konnten die Dänen in Abwesenheit der US-amerikanischen Reiterinnen und -Reiter etwas an Boden gut machen und sich mit 231,165 Prozent auf dem Bronzerang behaupten. Auch das stärkste Paar, Cathrine Dufour und der westfälische Wallach Bohemian, waren etwas unter ihren Möglichkeiten geblieben (79,721). Am morgigen Donnerstag präsentieren die besten Paare bei Flutlicht im Grand Prix Special, in dem die ersten Einzelmedaillen vergeben werden. Den Abschluss bildet dann am Samstag die Kür.