Fünf Goldmedaillen innerhalb von sechs Wochen – mit diesem Rekord wird Jessica von Bredow-Werndl in die Geschichte des Pferdesports eingehen. Nach Doppelgold bei den um ein Jahr verschobenen Olympischen Spielen in Tokio Ende Juli gelang auch bei der Europameisterschaft in Hagen a.T.W. das Maximalziel: Gold in der Mannschaftswertung sowie in den beiden Einzelwettbewerben Grand Prix Special und Grand Prix Kür. Zum Abschluss des Championats auf dem Hof Kasselmann präsentierte sich die 14 Jahre alte Trakehner Stute Dalera BB (v. Easy Game) noch einmal von ihrer allerbesten Seite. Fehlerfrei tanze sie mit Jessica von Bredow-Werndl zu den Klängen des Musicals La La Land durch die Kür. „Alles war heute perfekt. Es war das beste Gefühl, dass ich jemals auf einem Pferd gehabt habe“, sagte die 35-Jährige aus dem oberbayerischen Aubenhausen. Alle sieben Richter sahen das Paar auf Platz eins: 91,021 Prozent. Für die Choreographie und die Musik wurde jeweils siebenmal die Höchstnote 10 vergeben.
Die Silbermedaille gewann die Dänin Cathrine Dufour mit dem westfälischen Wallach Bohemian. Der Bordeaux-Sohn punktete besonders in der Piaffe, die den meisten Richtern die Note 9 wert war. Auf dem Bronzerang behauptete sich Charlotte Dujardin mit dem niederländischen Apache-Sohn Gio. Die Beiden hatten mit dem britischen Team die Silbermedaille gewonnen. Gio, der nur 1,65 Meter große Wallach, ist ein wahrer Bewegungskünstler, der Piaffe, Passage und Galopp-Pirouetten meisterlich beherrscht (87,246).
Isabell Werths Oldenburger Stute Weihegold war am letzten Tag der Europameisterschaft nicht mehr in Topform, sie wirkte müde, ihre Piaffen fielen matt aus. „Ich habe gemerkt, dass ihr die Kraft ausgeht. Sie hatte ihr letztes Turnier in Rotterdam Anfang Juli und hat in diesem Jahr noch keine drei Prüfungen hintereinander bestritten“, erklärte Werth, die sich im Sommer mehr um ihre Olympiapartnerin Bella Rose und den Wallach Quantaz konzentriert hatte. Für die Don Schufro-Tochter Weihegold wurde es der vierte Platz mit 84,896 Prozent. Auch Helen Langehanenbergs Holsteinerin Annabelle schien nicht in Hochform gewesen zu sein. Die Piaffen, absolute Stärke der Conteur-Tochter, waren nicht so energisch wie sonst, und in der Galopp-Pirouette funktionierte die Abstimmung zwischen Reiterin und Pferd nicht: 77,214 Prozent, da hätte sich Helen Langehanenberg sicher mehr gewünscht.
Eine Teilnehmerin konnte die Prüfung nicht beenden. Adelinde Cornelissen aus den Niederlanden wurde abgeläutet. Ihr Pferd Governor blutete aus dem Maul, ein Grund für Disqualifikation. Das war Cornelissen schon mal auf einem Championat passiert. Bei den Weltreiterspielen in Kentucky 2010 hatte ihr Pferd Parzival im Maul geblutet.