Marvin Jüngel hat zum zweiten Mal hintereinander mit seiner Stute Balou’s Erbin das Deutsche Spring-Derby gewonnen. Und wieder, wie im vergangenen Jahr, ist die Entscheidung im Stechen gefallen.
„Ich habe in den letzten 50 Jahren das Spring-Derby in Hamburg miterlebt“, betonte Albert Darboven, Inhaber des Hamburger Heißgetränkeexperten J.J. Darboven, „aber heute – das war absolute Spitze. Alles funktionierte bestens: Ross, Reiter, der Rasen war in hervorragendem Zustand – das war schon eine tolle Veranstaltung.“
Zwei der 32 Paare haben den weltberühmten Parcours in Klein Flottbek ohne Fehler absolviert: Frederic Tillmann drehte die 162. Nullrunde in der Geschichte des Derbys, Marvin Jüngel folgte mit der 163. „Wir haben uns die ganze Zeit vorgenommen, möglichst cool an die Sache ranzugehen“, erklärt der junge Sachse. „Heute früh hat sich Balou’s Erbin schon so entspannt in der Box verhalten – da wusste ich schon, dass es gut werden könnte, dass ich nur entspannt bleiben muss und das hat super geklappt.“
Die Stechteilnehmer: Tillmann, der mit dem zehnjährigen Comanche schon 2022 im Stechen dabei war, sich dort einen Fehler leistete und Zweiter hinter Cassandra Orschel wurde. Und der Vorjahressieger Jüngel, der im vergangenen Jahr gegen die Dänin Caroline Rehoff Pedersen im Stechen angetreten war, fehlerfrei blieb und Derbysieger wurde. Mit derselben Nervenstärke ritt der 22-Jährige in diesem Jahr zum erneuten Sieg. Tillmann musste zuerst ins Stechen, riskierte alles, war unglaublich schnell unterwegs und leistete sich beim ‚Einflug‘ ins Ziel, am letzten Sprung, der Mauer, einen Fehler. Im Schritt mit einer Hand auf dem Oberschenkel ritt der Titelverteidiger vor 27.500 Zuschauern zur letzten Runde des Tages ein. Fokussiert, konzentriert, mit eiserner Ruhe – und blieb erneut fehlerfrei. Lediglich zwei Zeitfehler schlugen am Ende zu Buche: der Derbysieg.
„Balou’s Erbin hat so mitgekämpft, es war ein unbeschreibliches Gefühl“, strahlte der 22-jährige Jüngel. „Ich hatte das Glück, dass ich wie im vergangenen Jahr wieder als zweiter Reiter ins Stechen gehen konnte und habe Frederic gesehen. Ich habe gewusst, dass ich an seine Zeit niemals herangekommen wäre. Da war für mich klar: Ruhe bewahren und fehlerfrei reiten.“ Marvin Jüngel ist damit der zehnte Reiter, der mindestens zweimal hintereinander das Derby gewonnen hat und mit seinen 22 Jahren der Jüngste in dieser Mehrfachsieger-Liste.
Frederic Tillmann hat ebenfalls für Furore gesorgt. Er ist der erste Reiter, der mit vier gebrochenen Rippen fehlerfrei den Derbyparcours absolviert hat. Bei der Pressekonferenz nach seinem Erfolg hätten die Rippen deutlich mehr weh getan als während der Ritte, gab der 44-jährige Zweitplatzierte zu. Im Parcours sei der Adrenalinspiegel hoch genug gewesen, um die Schmerzen zu unterdrücken. Als erster Starter im Stechen war seine Taktik klar: Druck aufbauen. „Ich habe zügig begonnen, an den Bahnschranken habe ich mir etwas mehr Zeit gelassen, dort hatte ich vor zwei Jahren im Stechen einen Fehler, aber dann auf den letzten Sprung habe ich wirklich alles riskiert – das hat leider nicht geklappt.“
Der schnelle Franzose Emeric George hatte mit seiner Stute Dune du Ru schon im ‚Speedtempo‘ die zweite Derby-Qualifikation gewonnen, im 93. Deutschen Spring-Derby platzierte er sich mit der schnellsten Vierfehler-Runde in 150,20 Sekunden auf Platz drei. Damit war er unglaubliche 14,5 Sekunden schneller als der nächstplatzierte Reiter. Und versprach: „Ich komme wieder. Ich habe schon als Kind das Derby im Fernsehen angesehen, aber live vor Ort ist es doch noch mal etwas ganz anderes – es war sensationell.“
Der Innensenator Hamburgs, Andy Grote, war begeistert: „Es war wieder ein grandioses Derby, sportlich sensationell und hochklassig. Jedes Mal denkt man wieder, es geht nicht besser, aber dann ist es doch wieder ‚Wow‘!“ Und Derby-Chef Volker Wulff resümierte: „Dieses Jahr hat einfach alles gepasst. Wir hatten immer vor, mal die 100.000 Zuschauer in den Derby-Park zu bekommen, am Ende sind wir bei 104.000 in diesem Jahr gelandet. Das ist, glaube ich, ganz schwer zu toppen und wir sind froh, dass wir das erreichen konnten.“ 104.000 – das ist auch eine Zahl, die Andy Grote begeistert: „Wir haben heute gesehen, welche Erfolgsgeschichte das Derby geschrieben hat. Über viele Jahre haben wir einen kontinuierlichen Aufstieg gesehen, das Turnier ist immer attraktiver geworden und diese Erfolgsgeschichte ist natürlich mit einem Namen verbunden und das ist Volker Wulff. Das ist eine große Leistung. Dieses Turnier hat für unsere Stadt einen enorm hohen Stellenwert.“
Immer wieder Sandra – spitze!
Während in der Dressur im Derby-Park um den Anrecht-Investment Harmonie & Fairness Preis® geritten wird, geht es im Spring-Derby um den Anrecht-Investment Harmonie & Fairness Stil-Preis – beide Preise werden im Zuschauer-Voting entschieden. In diesem Jahr entschieden die Zuschauer zum dritten Mal hintereinander: der Stilpreis geht an Sandra Auffarth! Mit Nupafeed’s La Vista war sie erneut herrlich harmonisch im Derbyparcours unterwegs, hatte leider zwei Abwürfe und wurde am Ende Neunte. Mit diesem Preis geht ein Gewinngeld von 10.000 Euro einher. Besondere Ehre: Ihr wurde dieser besondere Preis von Bundesfinanzminister Christian Lindner persönlich im Derby-Park überreicht.