Nach einer längeren Durststrecke kann sich das deutsche Para-Dressurteam wieder über große sportliche Erfolge freuen. Anders als im vergangenen Jahr, in dem die körperbehinderten Pferdesportler bei der Weltmeisterschaft in Herning leer ausgingen, feierten sie in Riesenbeck gleich zu Beginn vier Medaillen. Die Europameisterschaft dieser Disziplin, die erstmals in Deutschland ausgetragen wird, ist eingebettet in die Dressur-EM. Beide Championate haben auf dem großzügigen Gelände des Reitsportzentrums Riesenbeck International optimale Bedingungen.
Im Para-Team hat es einige Veränderungen gegeben, nicht nur auf Seite der Aktiven. Neue Bundestrainerin ist Silke Fütterer-Sommer, die 2020 die Nachfolge von Bernhard Fiegl angetreten hat und von Co-Trainer Rolf Grebe unterstützt wird. Auch die langjährige Equipechefin Britta Bando ist nicht mehr dabei, an ihre Stelle trat Nico Hörmann, der im Deutschen Olympiade-Komitee als Koordinator für Distanzreiten und Para-Dressur tätig ist. Im deutschen Team tauchen zwei neue Gesichter auf: Die ehemalige Spring- und Vielseitigkeitsreiterin Martina Benzinger ist an Multipler Sklerose erkrankt und geht in der Wettkampfklasse Grade I mit den stärksten körperlichen Beeinträchtigungen an den Start. In der ersten Prüfung gewann die 62-Jährige mit ihrer Schimmelstute Nautika die Silbermedaille hinter dem Letten Rihards Snikus. Auch Melanie Wienand erlebt in Riesenbeck ihre Championatspremiere. Mit dem Hannoveraner Lemony’s Loverboy, den die 43-Jährige als „mein Therapeut, mein Held, mein Meister“ bezeichnet, sicherte sie sich die Bronzemedaille in Grand III hinter dem Topfavoriten Tobias Thorning Joergensen aus Dänemark und der Französin Chiara Zenati. Melanie Wienand, ehemalige Bereiterin beim Hannoveraner Verband, hatte einen schweren Reitunfall, dessen Folgen sie bis heute beeinträchtigen.
„Alte Hasen“ im deutschen Para-Team sind Heidemarie Dresing und Regine Mispelkamp, die beide an Multipler Sklerose erkrankt sind. Heidemarie Dresing (68) und ihr Oldenburger Horse24 Dooloop steuerten in Grade II die Goldmedaille zur deutschen Erfolgsbilanz bei. Regine Mispelkamp, die auch im Regel-Turniersport erfolgreich startet, ritt zu Medaille Nummer vier: Die 52-jährige Pferdewirtschaftsmeisterin gewann mit ihrem niederländischen Wallach Highlander Delight’s die Bronzemedaille.
Das Foto zeigt das Para-Team mit (v.l.) Regine Mispelkamp, Martina Benzinger, Melanie Wienand und Heidemarie Dresing. Foto: Stefan Lafrentz