86.000 Zuschauer strömten an den vier Turniertagen auf das Gelände der altehrwürdigen Olympia-Reitanlage in München Riem: Rekord! „Und erstmals war der Samstag sogar stärker besucht als der Christi Himmelfahrts-Donnerstag“, so Lena Breymann, Turnierleitung Pferd International München. „Das hier ist Gänsehaut pur“, fasste der sichtlich gerührte Veranstalter Jürgen Blum treffend zusammen. Und auch Rolf Beutler-Bath, der seit 41 (!) Jahren die Turnierleitung Dressur verantwortet, sagte mit brüchiger Stimme: „Ich bedanke mich ausdrücklich bei den Reitern. Sie haben gezeigt, wie schön Dressurreiten sein kann.“
Zwei neue Persönliche Bestleistungen, zwei Lusitanos und Reiter aus fünf Nationen: Die Grand Prix Kür, Preis der Meggle Gruppe, in der Gut Wettlkam Dressurarena war wahrlich ein Spektakel. Von House bis zu feurigen oder klassischen Klängen – die Zuschauer bekamen viel Schönes zu sehen und zu hören. Und die Begeisterung zeigte sich auch darin, dass es keinen freien Platz mehr gab. Den Sieg sicherte sich als letzter Starter der 42-jährige Österreicher Christian Schumach, der mit dem 13-jährigen Deutschen Sportpferde-Hengst Amplemento 77,300 Prozent von den Richtern erhielt. Schumach vertrat Österreich 2014 bei den Weltmeisterschaften in der Normandie, war ebenfalls Teil des österreichischen Dressur-Teams bei den Europameisterschaften 2017 und nahm 2021 an den Olympischen Spielen von Tokyo teil (21. in der Einzelwertung). Mit Aplemento stehe ihm seit 1,5 Jahren ein sehr talentiertes Pferd zur Verfügung. „Ich würde lügen, wenn ich nicht ein wenig Richtung Olympische Spiele von Paris schiele, aber ich baue Aplemento sehr behutsam auf. Und deshalb nehmen wir jetzt alles Schritt für Schritt. Seine Stärken liegen vor allen Dingen in der Galopptour, seine Wechsel sind fantastisch“, so Schumach. Für den Ampere-Sohn aus einer Sir Oldenburg-Mutter war es sowohl die erste 5*-Prüfung als auch die erste Kür seines Lebens, „aber das haben die zwei wunderbar umgesetzt. Christian Schumach wusste, die Stärken seines Pferdes herauszureiten und dazu den richtigen Schwierigkeitsgrad zu wählen“, so Katrina Wüst, Internationale 5*-Richterin und Chefrichterin der Grand Prix Kür. Für Christian Schumach bedeuteten die 77,300 Prozent eine neue Persönliche Bestleistung in der Grand Prix Kür.
Ebenfalls eine neue Persönliche Bestleistung stellte Anna Merveldt auf. Die Irin tanzte mit ihrem 15-jährigen Lusitano-Hengst Esporim zu 75,175 Prozent. „Ein Lusitano auf Platz zwei einer Grand Prix Kür ist sicherlich nicht alltäglich, denn sie sind nicht die idealen Dressurpferde, ihre Grundgangarten sind begrenzt. Aber Esporim hat eine großartige Einstellung“, so die 61-Jährige, die seit 35 Jahren bei Pferd International München an den Start geht. „Anna Merveldt hat das toll gemacht und einen hohen Schwierigkeitsgrad gewählt“, lobte Katrina Wüst. 2012 vertrat Anna Merveldt Irland bei den Olympischen Spielen von London. Genau zwölf Jahre später träumt sie jetzt wieder von dem weltgrößten Sportereignis in Paris. „Irland hat einen Startplatz – und wir sind schon ein paar Reiter, die um diesen Platz kämpfen“, so Merveldt. Aber dieser zweite Platz mit einem neuen Personal Best könnte natürlich deutlich weiterhelfen.
Eine super Vorstellung bei ihrem „Heimspiel“ zeigte auch Lisa Müller. Ihr zwölfjähriger Hannoveraner Hengst Gut Wettlkam`s D'avie FRH ist ein sehr elastisches Pferd mit viel Schwung, sehr viel Potential. „Aber Lisa hätte mehr Schwierigkeiten einbauen müssen. D`avie ist ein hochveranlagtes, sehr tolles Pferd, aber er ist noch nicht so erfahren“, resümierte Katrina Wüst. „Für D`avie war es die erste Kür seines Lebens. Ich wollte testen, wie er auf die Musik in einer Arena reagiert. Es gab ein paar kleine Fehler, die wir nun verbessern müssen, aber ich bin trotzdem sehr zufrieden, D`avie hat wie immer für mich gekämpft. Pferd International ist mein Herzensturnier, ich komme her, seit ich Kind bin. Es war immer mein Traum, hier starten zu dürfen – und seit ein paar Jahren reite ich nun in dieser herrlichen Arena.“
„Die Reiter haben die Zuschauer an allen Tagen davon überzeugen können, dass Dressur pure Harmonie ist“, so Rolf Beutler-Bath, der seit 41 Jahren in Amt und Würden als Turnierleitung die Dressur verantwortet. Für sein Engagement und seine großartige Leistung wurde er am Donnerstag im Rahmen des Welcome Abends von Kai-Pierre Thieß, Geschäftsführer Juwelier Hilscher und Sponsor bei der Pferd International München, feierlich geehrt. „Im Rahmen unseres Engagements im Bereich Sport hat sich der Reitsport zu einer ausgewachsenen Leidenschaft entwickelt. Es ist uns ein Bedürfnis und eine Freude, das große Engagement der Pferd International München um den Pferde-Leistungssport Standort Bayern durch unser Sponsoring zu unterstützen. Auf der Olympiareitanlage Riem kann man dieser Tage die Schönheit des Pferdes in seiner gesamten Bandbreite erleben, vom Fan bis zum Profi findet hier jeder seins“, so Kai-Pierre Thieß.
Ein ebenfalls sehr positives Fazit zog Turnierveranstalter Jürgen Blum: „Wenn man sich hier umschaut, ist es wunderschön zu sehen, wie sich eine Art Symbiose zwischen Reitern, Zuschauern und der Veranstaltung entwickelt. Wir haben hier eine traumhafte Anlage, auf die wir stolz sind und die wir erhalten haben. Das hier ist einfach Gänsehaut pur!“