Mit einer Mannschaftsmedaille hat es für die deutschen Vielseitigkeitsreiter bei den Olympischen Spielen in Tokio nicht geklappt, aber dafür griff Julia Krajewski in der Einzelwertung zur Goldmedaille – als erste Frau in der Geschichte der Olympischen Spiele. Das finale Springen um die Einzelmedaillen glich einem Krimi. Mit Julia Krajewski, nach an der Mannschaftsentscheidung in Führung, und Michael Jung an achter Stelle hatten sich zwei deutsche Aktive für die Einzelentscheidung der 25 besten Paare qualifiziert. Jung und sein Hannoveraner fischerChipmunk blieben fehlerfrei, aber in die Medaillenvergabe konnte der 39-Jährige nicht mehr eingreifen (36,1 Strafpunkte). Der an zweiter Stelle liegende Brite Oliver Townend verspielte seine Chancen mit Ballaghmor Class durch 4,8 Strafpunkte und fiel dadurch auf Rang fünf zurück (32,4). Den vierten Platz belegte zur Freude der japanischen Gastgeber ihr Landsmann Kazuma Tomoto mit Vinci de la Vigne (31,9). Australiens Vielseitigkeitsurgestein Andrew Hoy, zum achten Mal bei Olympischen Spielen dabei, eroberte mit Vassily de Lassos dank einer fehlerfreien Runde im Parcours den Bronzerang (29,6), und der britische Mannschafts-Olympiasieger Tom McEwen kassierte mit Toledo de Kerser nur 0,4 Strafpunkte, die seine Silbermedaille nicht gefährden konnten. So lautete die Rangierung vor der letzten Starterin Julia Krajewski. Dann hielten alle im Stadion die Luft an. Würde die 32-Jährige die Nerven behalten und ihre elf Jahre alte französische Stute Amande de B’Neville („Mandy“) fehlerfrei ins Ziel bringen? Sie schaffte es, flott und sicher überwand sie die Ziellinie und reckte die Faust in die Höhe. Im Frühjahr noch hatte sie kaum einen Gedanken an einen Start bei den Olympischen Spielen verschwendet, aber dann hatte sich ihre Stute so prächtig entwickelt, dass die beiden ins Team berufen wurden. Und nun der Olympiasieg – Julia Krajewski konnte und kann es gar nicht fassen. „Wahnsinn, ich bin unfassbar stolz auf mein Pferd. Mandy hat sich gut angefühlt, sie ist die zweite Runde fast noch besser gesprungen als die erste. Ich hatte das Gefühl, sie weiß, worauf es ankommt. Diese Medaille gehört genauso ihr wie mir.“
Vor der Einzelentscheidung ging es um die Mannschaftsmedaillen. Dass die souverän führenden Briten Gold gewinnen würden, war klar. Da konnten auch die beiden Springfehler keinen Schaden anrichten. 99,5 Strafpunkte lautete ihr Ergebnis. Frankreich folgte mit 114,3 auf dem Silberrang, zu Bronze ritt Australien (115,2). Das deutsche Team überzeugte mit drei Nullrunden, so dass es noch auf den vierten Rang aufsteigen konnte (118,6). Nach Dressur und Gelände hatten sich Julia Krajewski, Michael Jung und Sandra Auffarth an fünfter Position befunden.