Nach Nick Skelton 2012 in London sichert sich nun mit Ben Maher erneut ein Brite die olympische Einzel-Goldmedaille im Springreiten. 30 Paare hatten sich für den Kampf um die Medaillen qualifiziert. Nach fehlerfreiem Umlauf des von dem spanischen Parcourschef Santiago Varela sehr anspruchsvoll gestalteten Kurses erreichten sechs das Stechen. Unter ihnen war das komplette schwedische Team, was allein schon als Riesenerfolg zu werten ist.
Zunächst legte die Schwedin Malin Baryard-Johnson mit der belgischen Stute Indiana eine sehr gute Zeit vor (0/40,76 Sekunden). Der von Paul Schockemöhle trainierte Japaner Daisuke Fukushima und der OS-Wallach Chanyon hatten exakt drei Sekunden mehr gebraucht, ehe sie über die Ziellinie galoppierten (0/43,76). Dass beider 40er-Zeit locker zu unterbieten sein würde, war ziemlich sicher, denn die verbleibenden vier Reiter-Pferd-Kombinationen sind für pfeilschnelle Runden im Stechen bekannt. Und so geschah es auch: Der Schwede Hendrik von Eckermann und sein belgischer Wallach King Edward waren nach 39,71 Sekunden im Ziel, der Niederländer Maikel Vleuten und der Zangersheider Wallach Beauville Z unterboten die Zeit um 0,8 Sekunden (0/38,9) und hatten damit die Bronzemedaille in der Tasche. Der schwedische Europameister von 2019, Peder Fredericson, ließ den in seiner Heimat gezogenen Wallach H&M All In regelrecht über die Hindernisse fliegen (0/38,2), aber es wurde nicht das erhoffte Gold, sondern die Silbermedaille. Einer war nämlich noch schneller: Explosion, dieser unfassbar talentierte niederländische Wallach, dessen Vater der berühmte Springpferdevererber Chacco-Blue ist, machte seinen britischen Reiter Ben Maher in 37,85 Sekunden zum Olympiasieger. Maher, der schon mit dem Team 2012 in London Gold gewonnen hatte, ließ seinen Tränen freien Lauf. 2019 hatte der 38-Jährige mit Explosion bei der Europameisterschaft in Göteborg Einzel-Gold knapp verpasst und sich auf dem Silberrang behauptet ¬– nun schaffte er mit olympischem Gold den größten Triumph seiner Karriere.
Eine solche Glanzleistung wäre auch Daniel Deußer, Nummer eins der Weltrangliste, zuzutrauen gewesen. Er hatte sich mit der Stute Killer Queen als einziger deutscher Reiter für das Einzel-Finale qualifiziert. Doch es lief nicht so gut wie erwartet. Zwei Abwürfe –¬ aus der Traum von einer Medaille. Deußer, der ein paar Tage nach den Olympischen Spielen 40 Jahre alt wird, sagte nach seinem Ritt: „Der Parcours war sehr anspruchsvoll, es war alles enthalten, was der Parcourschef abfragen konnte: drei Kombinationen, Wasser, einige sehr guckige Sprünge und eine anspruchsvolle Zeit. Killer Queen ist etwas beeindruckt gewesen, als sie in den Parcours gekommen ist. Sie hat mir trotzdem ein sehr gutes Gefühl gegeben, aber ich muss einfach besser reiten, um Null zu bleiben.“
Nun haben die Springpferde einen Tag Pause, dann steht am Freitag die Qualifikation fürs Mannschaftsfinale und am Samstag schließlich der Nationenpreis, die Entscheidung um die Mannschaftsmedaillen, auf dem Programm.