Die Nachricht kam Dienstagabend: Totilas, das sicher bekannteste Dressurpferd der Welt, lebt nicht mehr. Im Alter von 20 Jahren musste der Hengst infolge einer Kolik-Operation eingeschläfert werden. Der 20 Jahre alte Rappe hatte die OP eigentlich gut verkraftet, stand aus der Narkose auch wieder auf, aber letztlich hat er den Schritt zurück ins Leben nicht geschafft. Sein Reiter Matthias Alexander Rath sagte dem Internet-Portal eurodressage: „Totilas war die ganze Zeit über fit und gesund. 20 Jahre ist viel zu früh.“
Totilas hatte die Dressurszene polarisiert wie niemals ein Pferd zuvor. Seine exaltierten Bewegungen bekamen zwar zigmal die Höchstnote 10, aber Kritiker bemängelten die „antrainierte“ Bewegungsqualität. Dessen ungeachtet wusste der Hengst zu begeistern. Seine Auftritte mit seinem damaligen Reiter Edward Gal aus den Niederlanden waren „Gänsehaut-Ritte“. Gal zelebrierte den Hengst regelrecht, unfassbar, wie dieses Pferd sich unter dem smarten Niederländer bewegte. Drei Goldmedaillen bei den Weltreiterspielen 2010 in Kentucky sprachen für sich.
Der Verkauf des Rappen an Paul Schockemöhle und an Ann-Kathrin Linsenhoff geriet zum Desaster. Linsenhoffs Stiefsohn Matthias Alexander Rath war überfordert, an die glorreiche Zeit Edward Gals anzuknüpfen. Marketingmaßnahmen, die das „Wunderpferd“ im Bereich Merchandising weiter vermarkten sollten, führten ins Leere. Nach einem missglückten Start von Rath und Totilas bei der Europameisterschaft 2015 in Aachen war die Turnierkarriere des „Wunderpferdes“ beendet. Was die züchterischen Leistungen von Totilas angeht, so sind die Meinungen gespalten. Aber Fakt ist: Totilas hat einige viel versprechende Nachkommen, die sich jetzt anschicken, über den Nürnberger Burg-Pokal und den Louisdor-Preis die nächsten Stufen der Karriereleiter zu nehmen.