Entspannte Atmosphäre an den Warendorfer Prüfungsplätzen: Die Bundeschampionate in Warendorf hatten zwar einige tausend Zuschauer zugelassen, aber verglichen mit den Massen, die ansonsten das DOKR-Gelände bevölkern, wirkte die Veranstaltung angenehm überschaubar und ruhig. Kaum Schlangen an den Gastronomieständen, gemütliches Shoppen bei den erstaunlich vielen Ausstellern und viel Platz, um die Pferde und Ponys in Augenschein zu nehmen. Manches wurde neu gemacht. So fehlte beispielsweise die Tribüne zwischen Dressurstadion und Abreiteplatz. Vorteil für die Pferde: Sie hatten ihre Artgenossen im Blick, was meist für ein stück weit Entspannung sorgt. Insgesamt hat das Bundeschampionat Spaß gemacht – nicht nur weil das Wetter einfach traumhaft war, sondern weil es auch viele herausragende Youngster in die Medaillenränge geschafft hatten.
Die Experten waren sich einig: Die Qualität der fünfjährigen Springpferde war in diesem Jahr außerordentlich hoch. Der Beste von ihnen stammt aus der westfälischen Zucht (Zhashkiv Equestrain Sport School). Der Schimmelhengst Corolando, Sohn des Cornet Obolensky (Muttervater Orlando), wurde von seiner Reiterin Katrin Eckermann perfekt vorgestellt. Bei den Sechsjährigen führte Richard Vogel den Holsteiner Schimmel Crack zum Titel. Auch er stammt von Cornet Obolensky ab (MV Candillo) und ist als Holsteiner Verbandshengst ein gefragter Vererber. Richard Vogel hatte gleich doppelt Grund zur Freude, denn einen Tag zuvor hatte er im Klassement der siebenjährigen Springpferde den in Baden-Württemberg von Wolfgang Seemann gezogenen Wallach Cepano Baloubet (v. Chaman-Stakkato’s Highlight) zum Sieg geführt.
Ein hochklassiges Finale erlebten die Bundeschampionate bei den fünfjährigen Dressurpferden. Das Feld führte die Hannoveranerin Boa Vista mit Greta Heemsoth im Sattel an. Die Bon Coeur-Scolari-Tochter, gezogen von Ingo Pape, wuchs im Finale regelrecht über sich hinaus. Einen solch dynamischen, elastischen und leichtfüßig-eleganten Trab mit so viel Schub aus der Hinterhand sieht man nur selten. Die Jury war hingerissen und vergab die einzige Note 10 bei den diesjährigen Dressurpferde-Championaten. Zur Championesse in der Altersklasse der sechsjährigen Pferde kürten die Richter die westfälische Stute Forever Valentine (v. Franziskus-Laurentio), die von Thomas Schulze vorgestellt wurde (ZG Henrichmann/Pötter/Schulze). In dieser Gruppe gab es ein regelrechtes Favoritensterben, denn der haushohe Sieger der Qualifikation, der Oldenburger Fürst Finest, fand im Finale nicht zu seiner besten Form.
Die neuen Bundeschampions der Vielseitigkeitspferde heißen Lillet und Das Fräulein Inge. Das Fräulein Inge, gezogen von Hans Günther Gröttrup und vorgestellt von Amke Gröttrup, weist zwar kein buschtypisches Pedigree auf – Vater Don Index, Muttervater Rotspon –, aber das hinderte die Fünfjährige nicht daran, mit Topleistungen und enormer Rittigkeit (Note 10) zu begeistern. Die Gruppe der ein Jahr jüngeren Vielseitigkeitspferde führte die Holsteiner Stute Lillet aus der Zucht von Morena Petersen an. Die Livello-Calido I-Tochter wurde von Routinier Andreas Dibowski geritten. Alle Ergebnisse: www.bundeschampionate.tv