Keine Zuschauer, demzufolge auch keine Tribünen, dafür mit Pflanzen hübsch dekoriert. Keine Frage, im und rund um den Parcours präsentierten sich die Bundeschampionate coronabedingt ganz anders als in der Vergangenheit. Sportlich tat dies der Veranstaltung keinen Abbruch. Schon oft wurden herausragende Pferde den hohen Erwartungen gerecht und avancierten vom ersten Tag an zum Favoriten auf den Titel „Bundeschampion“. In diesem Jahr nicht, im Gegenteil, beide Sieger bei den Springpferden hatte man eher nicht auf dem Zettel. Bei den Fünfjährigen sprang der Oldenburger Wallach Charly v. Chaman–Stakkato mit Christian Kukuk zum Sieg. Zwar hatte er die beiden Qualifikationen brav absolviert, mit einer solchen Leistungssteigerung im Finale hatte aber niemand gerechnet, nicht einmal sein Reiter. „Wir haben das Feld jetzt nicht von hinten, aber sagen wir mal von der Mitte aufgerollt“, kommentierte Kukuk schmunzelnd seinen Sieg. Charly ist ein Familienprodukt der Familie Winter-Schulze und dem Stall Beerbaum. Charlys Mutter Sundance, gekauft von Dietrich Schulze, war unter Phillip Weishaupt erfolgreich im Sport, bis sie sich neunjährig verletzte und deshalb Zuchtstute wurde. Aus der Bedeckung mit Ludger Beerbaums Chaman fiel ihr erstes Fohlen, eben jener Charly, der sich heute anschickte, in die Fußstapfen seiner erfolgreichen Eltern zu treten.
Die Silbermedaille ging an den von Dr. Axel Schürner gezogenen Hengst Cashmere v. Cristallo–Contender, den Marco Kutscher brillant vorstellte und den man sich als als Bundeschampion hätte vorstellen können. Der haushohe Favorit in dieser Altersklasse beendete das Championat mit der Bronzemedaille. Der von Hendrik Dowe gerittene Coros v. Cornet Obolensky–Arpeggio, Sieger in beiden Qualifikationen und auch Bester im ersten Umlauf des Finales, trat in der zweiten Runde eine Stange herunter – aus der Traum von der Goldmedaille. Den Bronzerang musste Coros sich zudem teilen mit Contino-Quick PS v. Contendro–Carinue. Den Hengst stellte der Japaner Eiken Sato, Bereiter im Stall Schockemöhle, vor.
Im Klassement der sechsjährigen Springpferde feierten die Holsteiner einen Champion: Lyjanair v. Lyjanero–Coriano war eines von nur drei Pferden, die das Stechen erreicht hatten. Der lange und offenbar etwas zu anspruchsvolle Parcours hatte so manches Pferd im 41-köpfigen Feld an seine Grenzen gebracht. Als letzter Starter ging Bart van der Maat volles Risiko ein, galt es doch die von Christian Kukuk und Zineday vorgelegte Zeit zu unterbieten. Dies gelang, Lyjanair sicherte sich die goldene Schleife und den Titel. Zineday, vorgestellt von Christian Kukuk, war als heißer Kandidat auf den Titel ins Rennen gegangen. Mit seinem Sieg in der ersten und dem zweiten Platz in der zweiten Qualifikation hatte der Westfale v. Zinedine–Polydor seine gute Form unter Beweis gestellt. Letztlich wurde es Silber statt Gold. Der Hannoveraner Everton PJ v. Embassy I–Light On behauptete sich mit Alexia Stais auf den dritten Platz.