Während die Dressurwettbewerbe bei den Weltreiterspielen in Tryon/USA in gewohnt professionellem Rahmen stattfinden konnten, herrschte bei der Disziplin Distanzreiten das blanke Chaos. Es begann schon morgens um 6.30 Uhr beim Start. Etwa die Hälfte der 125 Reiter ritt auf der vorgegebenen Strecke los, die andere Hälfte nahm einen anderen Weg. Offenbar war man uneinig, wo es denn langgehe könnte. Einige Aktiven berichteten später, der Veranstalter hätte zwei Starts ausgeschildert, andere sagten, man hätte in der Dunkelheit überhaupt nicht erkennen können, wohin man reiten muss. Die Organisatoren entschieden notgedrungen, den Distanzritt neu zu starten. Die Reiter waren zu der Zeit noch auf der ersten der fünf Stecken (sogenannte Loops) unterwegs. Nachdem alle Pferde zur Überprüfung der Atem- und Pulswerte die vorgeschriebene Zwangspause im Vet-Gate absolviert hatten, begann der Distanzritt neu – diesmal als 120 Kilometer-Ritt.
Das deutsche Team patzte früh, denn nach zwei Runden erreichte Rebecca Arnolds Pferd Sepra die vorgeschriebenen Pulswerte nicht und schied aus. So konnten Ursula Klingbeil mit Aid du Florival und Bernhard Dornsiepen mit Bekele El Jam als verbleibende Teammitglieder nur noch für ein gutes Einzel-Ergebnis kämpfen. Doch daraus sollte auch nichts werden, denn die Prüfung wurde am späten Nachmittag abgebrochen. Starker Regen hatte über Mittag den Boden auf Teilen der Strecke aufgeweicht, hinzu kamen Temperaturen von rund 30 Grad und extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Den Organisatoren erschien es als zu riskant, die Pferde solchen kräftezehrenden Bedingungen auszusetzen.
Bernhard Dornsiepen hatte zwar viel Verständnis für die FEI-Entscheidung, reagierte aber unendlich enttäuscht: „Es ist für uns ein Schlag ins Gesicht, wie diese Veranstaltung gelaufen ist.“ Und damit meinte der Hufschmied aus dem Sauerland nicht nur die Bodenverhältnisse.