Ein Pferd schöner und perfekter als das andere: Das Finale der Siebenjährigen bei der Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde in Ermelo/Niederlande präsentierte sich von ungemein hoher Qualität. Nach seinem Sieg in der Qualifikation ging der niederländische Hengst Kjento (v. Negro-Jazz, Foto) als Favorit auf Gold ins Finale. Der Vorjahressieger wurde wiederum von Charlotte („Lotty“) Fry, Doppel-Weltmeisterin mit dem Hengst Glamourdale in Herning, vorgestellt. Und wie der elegante Glamourdale gehört auch Kjento dem Stall van Olst in den Niederlanden. Kjento, ein lackschwarzer Tänzer, verzauberte vor allem mit seinem schwungvollen, elastischen Trab, für den die Jury die glatte Zehn spendierte. Es sollte die einzige in diesem Finale bleiben. Im Schritt reichte es diesmal nur für die 8,0, die Richter vermissten Aktivität. Im Galopp erhielt Kjento 9,2, die Durchlässigkeit und die Perspektive als Dressurpferd stuften die Richter mit 9,5 bzw. 9,8 ein. Hinzu kamen noch die Techniknoten, so dass Kjento und Lotty Fry mit insgesamt 85,786 Prozent zum zweiten Mal Weltmeister wurden. „Es war schon viel Druck heute, aber nach dem Sieg in der Qualifikation wusste ich, dass ich es schaffen kann“, sagte die 26-Jährige Britin, die ihr Heimatland nach dem Tod ihrer Mutter mit 16 Jahren verlassen und eine Ausbildung bei Anne van Olst in den Niederlanden gemacht hat.
Über den Vize-Weltmeister freute sich Beatrice Hoffrogge. Auch ihr Partner zählt zur Kategorie Gänsehautpferd: Destello OLD, ein von Stefanie Löhmann gezogener Sohn des Dimaggio aus einer Fürst Fugger-Mutter, ist in Deutschland nicht unbekannt, schließlich gewann er 2019 das Bundeschampionat der vierjährigen Reitpferdehengste. Seine Besitzerin ist Sophie Fabri, eine passionierte Amateurreiterin, sie hatte Destello als Fohlen gekauft. Beatrice Richter erzählte: „Eines Tages rief sie mich an und erklärte, das Pferd viel zu gut für sie, sie wolle es in professionelle Hände geben.“ Da sagte Beatrice natürlich nicht nein. Zwei, drei Prüfungen auf A-Niveau, ein paar in Klasse L und ein Sieg in M – viel Turniererfahrung hatte der Oldenburger Fuchs wahrlich nicht. Vor zwei Monaten startete sie erstmals in Elmlohe in Klasse S* und gewann. Es war die Idee ihres Trainers Sebastian Heinze, das Pferd bei der Weltmeisterschaft vorzustellen. Zwar hatte Beatrice Hoffrogge nicht an der ersten Sichtung teilgenommen, aber die Ausschreibung erlaubt auch Ausnahmen. So kam das vierbeinige „Greenhorn“ nach Ermelo und empfahl sich als würdiger Silbermedaillengewinner. In Noten: Trab 9,8, Schritt 8,9, Galopp 9,0, Versammlung 8,8 und Gesamteindruck/Perspektive 9,6 führten plus Techniknote zu 83,957 Prozent.
Ein Pferdepromi behauptete sich auf dem Bronzerang: Escamillo, Vize-Weltmeister des vergangenen Jahres, stellte sich mit dem Spanier Manuel Dominguez Bernal, Bereiter im Stall von Helen Langehanenberg, erneut der Jury. In der Qualifikation an zweiter Stelle, konnte der rheinische Escolar-Rohdiamant-Sohn aus der Zucht von Dr. Carolin Langhorst (Gestüt Tenterhof) diesen Rang im Finale nicht halten. Wechselfehler, Haker vor der Pirouette und Anzackeln in der Schritt-Pirouette drücken auf die Note (gesamt 83,072). Dennoch ein herausragendes Pferd mit exzellenten Grundgangarten und viel Dynamik, das seinen Weg in den Grand Prix-Sport sicher finden wird.
Insgesamt traten bei den Siebenjährigen 38 Paare an, 16 qualifizierten sich fürs Finale. Am stärksten waren im Finale die Zuchtverbände Oldenburg, Dänemark und KWPN mit jeweils drei Pferden vertreten.