Der britische Dressurreiter Gareth Hughes (51) ist bei der Weltmeisterschaft der Dressurreiterinnen und -reiter in Herning nicht seiner sportlichen Qualitäten wegen in aller Munde, sondern weil er an Corona erkrankt an den Wettkämpfen und der Siegerehrung teilgenommen hat. Die Sache fiel auf, weil er bei der Pressekonferenz nach der Mannschaftsentscheidung gefehlt hatte. Zur Begründung wurde von der britischen Teamführung mitgeteilt, er sei Corona-positiv, er habe sich vom Team separiert und sei weitgehend im Hotel geblieben. „Es geht ihm schon wieder besser“, bderichtete sein Teamkollege Richard Davison.
Bei der Siegerehrung hatten sich die Aktiven gegenseitig gratuliert und in den Arm genommen – auch Hughes. Viele Reiterinnen und Reiter reagierten empört über ein so unfaires Verhalten. Isabell Werth beispielsweise sagte: „Das ist wirklich nicht zu glauben. Wir standen alle dicht an dicht. Ich habe ja schon einiges erlebt, aber das ist echt strange, da ist kein Respekt den anderen gegenüber.“
Auch der deutsche Equipechef Klaus Roeser kritisierte den Briten und bezeichnete sein Verhalten als „menschlich enttäuschend“. Dr. Dennis Peiler, Chef des Deutschen Olympiade-Komitees, meinte: „Das war ein grobes Foulspiel. Man schickt keinen infizierten Sportler in den Wettkampf. Das hat mit Verantwortungsbewusstsein nichts zu tun.“
Ohne das Ergebnis des erkrankten Reiters hätten nicht die Briten, sondern die Deutschen die Team-Silbermedaille gewonnen. Aber einen Protest hatte Klaus Roeser nicht erwogen.
Der Weltreiterverband kommentierte den Vorfall der Nachrichtenagentur dpa gegenüber wie folgt: „In Dänemark gibt es derzeit keine staatlichen Covid-19-Beschränkungen und keine Anforderungen für Covid-Tests bei der Einreise in das Land.“ Die FEI hatte lediglich „medizinische Empfehlungen an die nationalen Verbände und ihre Athleten herausgegeben, um das Infektionsrisiko zu verringern und die Athleten zu schützen.“
Foto: Der an Corona erkrankte Gareth Hughes (l.) nahm ohne Maske an der Siegerehrung teil und umarmte etliche Reiterinnen und Reiter aus dem Gold- und Bronzeteam. Foto: Stefan Lafrentz