Es war ein Déjà-vu im FEI Dressage World CupTM Grand Prix Freestyle von Neumünster. Wie schon 2023 führte das dänische Paar Nanna Skodborg Merrald und Blue Hors Zepter die Ehrenrunde an. Mit einer Wertnote von 81,465 Prozent sicherten sie sich den Sieg und die maximale Anzahl an Weltcup-Punkten. Der zweite Platz ging an die Sieger des gestrigen CDI-W Grand Prix, Isabel Freese (NOR) und Total Hope OLD mit 81,265 Prozent. Es war eine knappe Entscheidung, nur zwei Zehntelpunkte trennten die ersten beiden Plätze. Corentin Pottier aus Frankreich und Gotilas Du Feuillard erzielten mit 80,290 Prozent eine persönliche Bestleistung und komplettierten das Podium auf Platz drei. Der vierte Platz ging an die Belgierin Larissa Pauluis und Flambeau (79,715).
Nanna Skodborg Merrald und ihr Olympia-Partner Blue Hors Zepter fühlten sich heute in den engen Holstenhallen, wo die begeisterten Zuschauer fast zum Greifen nah sind, viel wohler. Diesen Eindruck bestätigte sie: „Ich hatte ein viel besseres Gefühl als gestern, er war etwas entspannter und hielt nicht so sehr den Atem an. Es ist schade, dass wir immer noch ein paar kleine Fehler hatten, aber für mich ist es wichtiger, dass sich das Gesamtgefühl verbessert hat und dass er ruhiger im Viereck war.“ Auf die Frage nach ihren Plänen für das FEI Dressage World CupTM Finale sagte sie: „Zepter hat jetzt zwei Qualifikationsprüfungen absolviert. Ich werde nächste Woche in Göteborg reiten und dann hoffe ich, dass es reicht, um s'-Hertogenbosch auszulassen, aber ich werde diese Entscheidung erst nach Göteborg treffen.“ Neumünster scheint ein gutes Pflaster für die Reiterin zu sein, die nun zwei Siege von zwei Starts in der CDI-W Grand Prix Kür presented by VR Bank zwischen den Meeren vorweisen kann: „Die Atmosphäre hier ist einfach unglaublich. Es ist eine Halle, die wir sonst nirgendwo haben, und weil sie kleiner und komplett voll ist, fühlt sie sich viel intensiver an. Es ist ein absolutes Vergnügen, hier zu sein.“
Schrecksekunde für Freese
Alle hielten kollektiv den Atem an, als Total Hope OLD zu Beginn der Prüfung kurzzeitig scheute. In einer großartigen Darbietung von Horsemanship, die das Vertrauen und die Partnerschaft zeigt, die diese Kombination seit Jahren aufgebaut hat, führte Isabel Freese ihren Hengst vorsichtig zurück in die ursprüngliche Choreographie. Mit jeder Lektion erholten sie sich und fanden zu der brillanten Form zurück, die ihnen bei den FEI Dressage World CupTM-Etappen in London und Basel Podiumsplätze eingebracht hatte. „Ich bin mir nicht ganz sicher, was passiert ist“, erklärte Freese. „Ich ritt hinein und er wurde ein wenig nervös und vielleicht auch ängstlich, vielleicht wegen des Klatschens. Ich war selbst überrascht, das ist mir noch nie passiert, aber ich bin wirklich stolz auf ihn und glücklich, dass wir wieder in den Rhythmus gekommen sind. Ich kenne mein Pferd und dann wurde es während der Prüfung immer besser, deshalb bin ich sehr zufrieden.“ Dass das Paar dennoch mehr als 81 Prozent erreichen konnte, zeigt die Qualität der restlichen Prüfung.
Bestleistung für Corentin Pottier
„Es ist absolut verrückt, ich hätte nie gedacht, dass ich hier auf dem Podium stehe. Ich bin hierher gekommen, um eine gute Leistung zu zeigen, aber jetzt, wo ich eine persönliche Bestleistung und den dritten Platz erreicht habe, denke ich, können wir von einem guten Tag sprechen“, scherzte der Franzose Corentin Pottier, der nicht glücklicher über sein Neumünster-Debüt sein konnte. Er verglich das Publikum der Holstenhallen mit den 70.000 Zuschauern bei den Olympischen Spielen 2024 in seinem Heimatland: „Hier sind Leute, die die Dressur kennen, und das kann man spüren, bei jeder Lektion hört man die Leute 'ohhh' sagen, und das ist einfach mega. Mit ihnen auf Augenhöhe zu sein und zu kommunizieren - das ist es, was unser Sport braucht. Wir müssen näher am Publikum sein und mit den Zuschauern ‘spielen’. Es sollte eine Show sein, und das ist es, was mir hier so gut gefallen hat!“
Raphael Netz bester Deutscher
Beste deutsche Kombination waren Raphael Netz und der KWPN-Wallach Great Escape Camelot, die mit 77,665 Prozent auf dem fünften Platz landeten. Ingrid Klimke und First Class kamen mit 7,100 Prozent auf den siebten Platz. Fremdrichter Carlos Lopes aus Portugal war nach der Prüfung voller Begeisterung: „Ich fahre mit einem breiten Lächeln nach Hause, denn der heutige Tag hat allen gezeigt, dass unser Sport lebendig ist. Wenn man den Reitern zuhört, sieht man, wie wichtig ihnen ihre Pferde sind und wie viel Sorgfalt sie investieren. Es war hochklassiger Sport in einer Top-Atmosphäre. Danke an die Organisatoren und danke an die Reiterinnen und Reiter.“ Das Feld in Neumünster war wahrlich international, nicht weniger als sieben verschiedene Nationalitäten waren in den Top Ten vertreten. Mit dem Abschluß der neunten Etappe nähert sich die FEI Dressage World Cup™-Saison in der Westeuropa-Liga ihrem Ende. Es verbleiben nur noch zwei Qualifikationsprüfungen in Göteborg (SWE) und 's-Hertogenbosch (NED). Nach dem heutigen Ergebnis nehmen Nanna Skodborg Merrald, Larissa Pauluis (BEL) und Isabel Freese wertvolle FEI Dressage World Cup™ Punkte mit nach Hause.
Der Namenssponsor VR Bank zwischen den Meeren war durch Vorstandsmitglied Dirk Dejewski vertreten, der auch die Vielfalt im Starterfeld lobte: „Ich habe mich auch gefreut zu hören, dass sich alle Reiterinnen und Reiter Neumünster für das nächste Jahr in ihren Kalendern vorgemerkt haben. Es ist in der Tat etwas ganz Besonderes, dass so viele verschiedene Nationen nach Neumünster schauen. Wie Ullrich Kasselmann sagte, ist es uns als VR Bank wichtig, dass den Menschen in der Region dieser Spitzensport geboten wird.“
Der brasilianische Reiter Renderson Silva De Oliveira und sein Lusitano-Hengst Fogoso Campline traten ebenfalls zum ersten Mal in Neumünster an und eroberten die Herzen der Zuschauer mit ihrer fetzigen Kürmusik, die einen Mix aus Justin Timberlake und 50 Cent bot. Die beiden wurden zum neuen Publikumsliebling und schworen, wiederzukommen. Und das ist genau das, was der Sport braucht, tolle Ritte, aber auch eine gute Portion Spaß, Horsemanship und Engagement mit dem Publikum.
Ausgabe 02/25
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