Leseproben Ausgabe 02/2025

Sport: Überraschungsmomente bei den VR CLASSICS
Foto: Stefan Lafrentz

Sport: Überraschungsmomente bei den VR CLASSICS

Die dänische Mannschafts-Weltmeisterin Nanna Skodborg Merrald wusste bereits, wie man in Neumünsters Oval reiten muss. 2023 siegte sie mit Blue Hors Zepter im FEI Dressage World Cup™. Seit der Weltcup-Auftaktetappe im heimischen Herning im Oktober war der imposanten Zack-Sohn jedoch bei keiner anderen Etappe mehr am Start und so hatte man das Gefühl, dass die erfahrene Championatsreiteren ihren Fuchs im Grand Prix noch etwas verhalten vorstellte und die Sicherheits-Runde wählte. Trotz Fehlern bei den Einerwechseln brachte die Souveränität das Paar mit 74,761 Prozent zunächst auf Rang zwei. „Ich versuche, mit verschiedenen Pferden in der FEI Dressage World Cup-Saison zu starten, denn ich habe das Glück, dass ich ein paar gute Pferde unter dem Sattel habe. Wenn das Turnier näher rückt, schaue ich, wer am besten in Form ist und deshalb habe ich mich in Neumünster für Zepter entschieden”, erklärte die dänische Olympiareiterin seine Turnierpause und das Comeback in den Holstenhallen. Isabel Freese und Total Hope OLD aus Norwegen gewannen den FEI Grand Prix mit der Bestnote von 75,739 Prozent. Bestes deutsches Paar war in beiden Weltcup-Prüfungen Raphael Netz und sein Great Escape Camelot mit Platz drei und fünf, die bereits vergangenes Jahr erste Holstenhallen-Erfahrungen sammelten.
Porträt: Raphael Netz und Selina Söder
Foto: Hubert Fischer

Porträt: Raphael Netz und Selina Söder

Raphael Netz wusste schon als Jugendlicher genau, was er wollte: Die eigene Reitanlage sollte es sein – und Selina Söder. Die beiden kannten sich von gemeinsamen (Pony-)Turnieren. „Ich mochte Selina von Anfang an. Mit zwölf Jahren habe ich gesagt, das ist meine“, erzählt er und grinst. Zielstrebig hat er beides in die Tat umgesetzt, wenngleich sein Betrieb „Netz Equestrian“ nicht Besitzer des Guts Weiglschwaig ist, sondern Teile der Anlage nur gepachtet hat. An seiner Seite ist sein Kindheitsschwarm Selina Söder, inzwischen 24 Jahre alt. Ihr Studium der Betriebswirtschaft ist so gut wie beendet, die Masterarbeit eingereicht. Fortan will auch sie nichts anderes mehr machen, als Pferde auszubilden und auf Turnieren vorzustellen. Der gebürtige Wiesbadener Raphael Netz, der Ende März 26 Jahre alt wird, galt als eine Art Wunderkind des Dressursports. Das Erstaunliche: Seine Eltern hatten mit Pferden nichts am Hut. Der Junge war geradezu magisch von Pferden und Ponys angezogen und kaum zu halten, wenn er an einer Weide vorbeikam. Nach vielem Quengeln und Drängeln erfüllten ihm seine Eltern den Wunsch, reiten zu lernen. Fortan verbrachte er jede freie Minute im Reitstall. Sein erstes eigenes Pferd, Raphael war gerade mal neun Jahre alt, hieß Akatenao, genannt „Aki“ und war ein noch nicht angerittener dreijähriger Haflinger. Das kleine Einmaleins des Reitens lernte er mit Unterstützung einer Reitlehrerin. Sein enormer Ehrgeiz führte ihn und Aki schnell in den Pony-Turniersport. Viele Siege und Platzierungen in Dressur- und Dressurreiterprüfungen auf A-Niveau reihten sich aneinander. Bis zur Klasse L war noch die Reitlehrerin dabei, danach entwickelte sich Netz ohne nennenswerte Trainerunterstützung autodidaktisch weiter. Kaum vorzustellen, aber mit 14 Jahren schaffte er mit dem Haflinger sogar den siebten Platz in einem St. Georg Special. 
Hengstporträt: Charthago Blue OLD
Foto: Zuchthof Klatte

Hengstporträt: Charthago Blue OLD

Zucht und Sport – Hand in Hand“ ist das Motto des Zuchthofes Klatte, das die Familie seit Generationen wie keine zweite im niedersächsischen Klein Roscharden, inmitten des Oldenburger Hochzuchtgebietes, lebt. Gestütsinhaber Henrik Klatte steht heute dem weltweit agierenden Zuchthof vor. Mit sicherem Gespür, hippologischen Sachverstand und dem Blick für das Besondere schafft er es, den Züchtern stets eine elitäre Auswahl an Spitzenhengsten zur Verfügung zu stellen – von Partnerstationen oder aus eigener Zucht. Und so zeichnet der Gestütsinhaber höchstselbst für Charthago Blue OLD verantwortlich. Seine Mutter, die 2004 geborene Campanula Z v. Carthago-Mr. Blue, entdeckte Klatte im belgischen Top-Gestüt Zangersheide: „Bei einem Besuch vor Ort wurde ich durch den Stutenstall geführt und man teilte mir mit, dass einige Stuten zum Verkauf stünden. Campanula hatte bereits international erfolgreiche Nachkommen geliefert, ihr Pedigree war hochinteressant und so sicherte ich sie mir zusammen mit zwei weiteren Stuten für unseren Zuchthof.“ Dort paarte er die typvolle Schimmelstute mit Chaccato an. Der stationseigene Chacco Blue-Stakkato-Sohn hätte gut zu der etwas kurzbeinigen Campanula Z gepasst, so Klatte: „Er war damals zwar noch etwas jünger, hatte aber bereits mit guter Eigenleistung überzeugt und es zeichnete sich ab, dass er irgendwann im gehobenen internationalen Sport ankommen würde. Ich wollte mir seine Gene gerne sichern.“ 2015 erblickte Charthago Blue in Klein Roscharden das Licht der Welt. Ein auffälliges Fohlen sei er gewesen, langbeinig, bewegungsstark, eben ein echter Hingucker, erinnert sich sein Züchter gerne zurück<a name="_GoBack"></a>.